Der Sohn reicher Eltern studierte in Berlin. Er hatte in einer guten Gegend eine Wohnung im Haus einer freundlichen Familie gefunden. Der junge Mann stellte nach einiger Zeit fest, dass seine Vermieter an jedem Mittwoch- und Sonntagabend zur gleichen Zeit das Haus verließen und dann gegen zehn Uhr wieder heim kamen. Ihn interessierte dieses und er fragte sie, ob er sie einmal begleiten dürfe. Sie erzählten ihm, dass sie eine christliche Versammlung besuchen und waren gern bereit, ihn mitzunehmen. So kam es, dass er zum ersten Mal in seinem Leben in einen Gottes-dienst ging. Als er in dem schlichten Saal saß und der Gottesdienst begann, hatte er merkwürdige Empfindungen: Er fühlte, dass er eine Heimat für seine Seele gefunden hatte. Zur nächsten Versammlung war er wieder da, zur dritten gleichfalls, und als einige Wochen vergangen waren, da hätte man den blaßen, verlebten, müden, jungen Mann nicht wiedererkannt. Fröhlich rühmte er: “Ich habe den Herrn gefunden und meine Seele ist genesen!” Bald schrieb er einen glücklichen Brief an seine Eltern: “Vater, Mutter, freut euch mit mir. Ich habe den Heiland gefunden und bin ein neuer Mensch geworden.” Der alte Herr aber las den Brief und erbleichte. Nach einer kurzen Unterredung mit seiner Frau setzte er sich in den nächsten Schnellzug, fuhr nach Berlin, suchte seinen Sohn auf und sagte: “Mein Sohn, warum hast du uns das angetan? Tu, was du willst, verbrauche so viel Geld, wie du nur hast, ich will alles bezahlen; aber werde mir um alles in der Welt kein Ducker.” Da führte der Jungbekehrte den Vater auf den Dachboden, machte den Koffer auf, nahm den geladenen Revolver zur Hand, der oben darauf lag, und sagte: “Vater, diesen Revolver hatte ich mir gekauft, um mich zu erschießen. Das Leben ekelte mich so an, dass ich es fortwerfen wollte wie einen abgetragenen Handschuh. Wäre ich nicht in die Versammlung gekommen und zu Christus, so hättest du heute keinen Sohn mehr. Und jetzt musst du wählen zwischen dem Revolver und mir. Verbietest du mir, ein Christ zu sein, erschieße ich mich. So wie früher kann ich nicht mehr dahinvegetieren.” Was sollte der Vater tun? Er schwieg und fuhr wieder nach Hause. Gott fügte es so, dass dieser junge Mann es auch erleben durfte, dass seine Familie zum gleichen, fröhlichen Glauben fand. Als der Sohn Ferien hatte und heimkam, war seine Mutter in großen Sorgen. Aber siehe da, er war so fröhlich, so hilfsbereit, so bescheiden, dass sie eines Tages zu ihm trat und mit bewegter Stimme sagte: “Mein Sohn, wenn es dein Glaube gestattet, für eine Mutter zu beten, so bete für mich; ich brauche es.” Und nach einigen Monaten war die ganze Familie, Eltern und Kinder, zu Gott bekehrt.