Der Evangeliums Bote 2011 Nr. 4

 

Auszug:

Siehe, dein König kommt zu dir!

„Aber du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin.“

(Sacharja 9,9)

Als im Juli 2011 der britische Prinz William und seine Ehefrau Kate Kanada besuchten, wurden sie mit großen Ehren empfangen. Viele Einwohner jubelten dem königlichen Paar zu, die Medien begleiteten sie auf Schritt und Tritt.
Wie ganz anders war der Empfang des großen Königs, des ewigen Erlösers auf dieser Erde. Keine Ehrenformation, kein Empfangskomitee, keine wartenden Menschenmassen. Unbeachtet von Politik und geistlicher Führung in Israel wurde in einem Stall der Fürst des Lebens geboren. Die ganze Liebe Gottes erfüllte diesen ärmlichen Raum. Doch die himmlischen Heerscharen jubelten über die unaussprechliche Gnade und Freude, die für die ganze Menschheit bestimmt war. Es scheint, als konnte der Himmel die Freude der Engel nicht fassen. Es drängt sie, den Menschen einen Hinweis auf das überwältigende Wunder zu geben: „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids“ (Lukas 2,11).
Unerwartet standen weise Männer aus fernen Landen an den Toren des Palastes in Jerusalem. Ihre Frage berührte ganz seltsam alle, die es hörten: „Wo ist der neugeborene König der Juden?“ War es nicht ein besonderer Hinweis vom Himmel für das offizielle Israel, den König Herodes und die geistliche Elite des Landes? Während die ausländischen Gäste auf Antwort warteten, suchten die Schriftgelehrten in den Propheten und fanden wirklich die göttliche Ankündigung: Es wird ein Messias erscheinen. In Bethlehem wird der Herzog und König Israels geboren werden. So gab Herodes den vom Geist Gottes geleiteten Fürsten aus der Fremde die Weisung, den neugeborenen König in Bethlehem zu suchen. Er blieb mit einem verhärteten Herzen voller Hass und Tücke zurück.
30 Jahre später steht dieser Fürst des Lebens vor einem ausländischen Richter. Gerade war die Frage gestellt: „Bist du ein König?“ (Johannes 18,37). Ganz klar antwortete Jesus Seinem Richter: „Du sagst es, Ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass Ich für die Wahrheit zeugen soll.“ Und Pilatus lässt einen zarten Glauben an dieses hoheitliche Wort zu. Er erkennt Jesus als einen König an. Zu den Juden gewandt gibt er ihnen das eindeutige Urteil bekannt: „Ich finde keine Schuld an Ihm.“
Pilatus stand in der Gegenwart seines Königs. Huldigte er Ihm, betete er den himmlischen Herrscher an? Gewiss waren die wenigen Worte Jesu und Sein ganzes Wesen wie ein helles Licht in sein Leben gefallen. Plötzlich standen seine Sünden, seine Verfehlungen, seine Schuld vor seinen Augen. Er möchte den Angeklagten loslassen. Aber der abgrundtiefe Hass der Juden, entzündet aus der Hölle, schlug ihm entgegen und machte jede Ausflucht zunichte. Hier hätte allein ein klares Bekenntnis, eine kraftvolle Entscheidung für den Mann der Schmerzen einen Ausweg gebahnt. Aber Pilatus resigniert, er gibt auf, bevor er recht begonnen hat, lässt sich von der Masse treiben und wird so zum Mörder seines Königs.
„Siehe, dein König kommt zu dir!“ Eine Aufforderung, die auch an uns gerichtet ist. „Siehe!“ – halte inne, und sieh auf zum großen König. Er ist in Wahrheit der König der Liebe, der mit Seinem eigenen Leib die Sünden aller Menschen gesühnt hat. Er hat auch deine Sünden auf Sich genommen, Er, der Heilige und Gerechte. Der König ist gestorben, damit Gott dir und mir vergeben kann. Jetzt kann jeder Mensch von Gott Vergebung für seine Sünden erlangen, ganz unabhängig von der Größe der Schuld. Er ist für unsere Erlösung gestorben, damit wir losgekauft und befreit werden aus der bindenden Macht der Sünde. Im Reich des Lichts dürfen wir in Freiheit diesem König dienen, Ihm unsere Anbetung und Huldigung bringen, Ihn von Herzen lieben.
„Siehe, dein König!“ In Seinem Reich ist Er der uneingeschränkte Herr. Sein huldvolles Wort ist ein Gesetz des Segens für alle Bürger. Alle Bewohner des Reichs sind Ihm untertan und gehorsam. Denn mit der Errettung von der Macht der Sünde haben sie auch die Erfahrung einer neuen Geburt gemacht (Johannes 3,5-16). Das alte, durch Sünde versteinerte Herz hat Gott weggenommen und hat ein neues, lebendiges, von himmlischer Liebe erfülltes Herz geschenkt (Hesekiel 36,26-27). Mit diesem neuen Herz kann der Mensch wirklich seinem Herrn und König dienen.
Jetzt regiert Christus auf dem Herzensthron des Erlösten. Sein Geist leitet das Kind Gottes und wirkt auch die tiefe Gewissheit der Einheit mit diesem König. Er ist kein tyrannischer Despot, der seine Diener unterdrückt und sie in unmenschliche Gesetze zwingt. Vielmehr sucht er in göttlicher Liebe das Beste Seiner Diener. Es bereitet Ihm eine besondere Freude, wenn er ihnen Gutes tun kann (Jeremia 32,38-41). Er ist bei ihnen in ihren Schwachheiten und Nöten, Er schützt sie in Kämpfen und Gefahren. Sein Wort ist ihre Waffe, Seine Verheißungen sind ihnen in jeder Lage eine Festung. Sein Arm trägt sie und richtet die Gefallenen wieder auf, wenn sie Ihn anrufen.
Möge Gott uns in diesem Jahr ein gesegnetes Weihnachtsfest schenken, an dem wir in würdiger Weise an das erste Kommen des großen Königs denken.

Der Evangeliums Bote 2011 Nr. 3

Auszug:

Tätige Dankbarkeit

Es gibt Geschichten, die das Leben schreibt und die für sich allein sprechen. Die folgende erlebte ein Mann vor vielen Jahren in dem spanischen Städtchen Gijon an der Biskaya. Auf einer Geschäftsreise war er dort in einem Hotel eingekehrt. Der Wirt, Don Emanuel, begrüßte ihn höflich. Weiterlesen

Evangeliums Bote 2011 Nr. 2

Auszug:

Der glückliche Student

Der Sohn reicher Eltern studierte in Berlin. Er hatte in einer guten Gegend eine Wohnung im Haus einer freundlichen Familie  gefunden. Der junge Mann stellte nach einiger Zeit fest, dass seine Vermieter an jedem Mittwoch- und Sonntagabend zur gleichen Zeit das Haus verließen und dann gegen zehn Uhr wieder heim kamen. Ihn interessierte dieses und er fragte sie, ob er sie einmal begleiten dürfe. Sie erzählten ihm, dass sie eine christliche Versammlung besuchen und waren gern bereit, ihn mitzunehmen. So kam es, dass er zum ersten Mal in seinem Leben in einen Gottesdienst ging. Als er in dem schlichten Saal saß und der Gottesdienst begann, hatte  er merkwürdige Empfindungen: Er fühlte, dass er eine Heimat für seine Seele gefunden hatte. Zur nächsten Versammlung war er wieder da, zur dritten gleichfalls, und als einige Wochen vergangen waren, da hätte man den blasierten, verlebten, müden, jungen Mann nicht wiedererkannt. Fröhlich rühmte er: “Ich habe den Herrn gefunden und meine Seele ist genesen!” Bald schrieb er einen glücklichen Brief an seine Eltern: “Vater, Mutter, freut euch mit mir. Ich habe den Heiland gefunden und bin ein neuer Mensch geworden.” Der alte Herr aber las den Brief und erbleichte. Nach einer kurzen Unterredung mit seiner Frau setzte er sich in den nächsten Schnellzug, fuhr nach Berlin, suchte seinen Sohn auf und sagte: “Mein Sohn, warum hast du uns das angetan? Tu, was du willst, verbrauche so viel Geld, wie du nur hast, ich will alles bezahlen; aber werde mir um alles in der Welt kein Ducker.” Da führte der Jungbekehrte den Vater auf den Dachboden, machte den Koffer auf, nahm den geladenen Revolver zur Hand, der oben darauf lag, und sagte: “Vater, diesen Revolver hatte ich mir gekauft, um mich zu erschießen. Das Leben ekelte mich so an, dass ich es fortwerfen wollte wie einen abgetragenen Handschuh. Wäre ich nicht in die Versammlung gekommen und zu Christus, so hättest du heute keinen Sohn mehr. Und jetzt musst du wählen zwischen dem Revolver und mir. Ver-bietest du mir, ein Christ zu sein, erschieße ich mich. So wie früher kann ich nicht mehr dahinvegetieren.” Was sollte der Vater tun? Er schwieg und fuhr wieder nach Hause. Gott fügte es so, dass dieser junge Mann es auch erleben durfte, dass seine Familie zum gleichen, fröhlichen Glauben fand. Als der Sohn Ferien hatte und heimkam, war seine Mutter in großen Sorgen. Aber siehe da, er war so fröhlich, so hilfsbereit, so bescheiden, dass sie eines Tages zu ihm trat und mit bewegter Stimme sagte: “Mein Sohn, wenn es dein Glaube gestattet, für eine Mutter zu beten, so bete für mich; ich brauche es.” Und nach einigen Monaten war die ganze Familie, Eltern und Kinder, zu Gott bekehrt.

 

Vergebung

Fredrik Ramm (1892–1943) war ein norwegischer Journalist, der mit Amundsen über den Nordpol geflogen war und die ganze Welt in seiner Reportage darüber informiert hatte. Er hörte von der gewaltigen Veränderung im Leben, wenn ein Mensch sich zu Gott naht und tut, was Gott ihm sagt. Er wagte es, bekehrte sich zu Gott und wurde ein anderer Mensch. Die Atmosphäre in seiner Familie wurde verwandelt, sie wurde aufrichtiger, herzlicher, freudiger. Seine Freunde konnten nur staunen.
Aber es gab einen Konflikt in seinem Leben, der nicht wieder gutzumachen schien. Er hatte in zurückliegenden Jahren gegen das dänische Volk Propaganda gemacht. Norwegen hatte mit Dänemark einen Streit um die Rechte auf Grönland. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hatte für Dänemark entschieden. Fredrik Ramm schürte mit allen Mitteln die Feindschaft gegen das Nachbarvolk. Doch nun war in das Leben dieses Zeitungsmannes die Revolution der Liebe Jesu Christi eingetreten.
Was tat Fredrik Ramm? Er reiste nach Dänemark. An einem politischen Feiertag stand er vor Tausenden von Dänen in einer Versammlungshalle. Er bat dort öffentlich das dänische Volk um Verzeihung für seinen Feldzug des Hasses. Zum Schluss forderte er auf, sich zu erheben und die dänische Nationalhymne zu singen. Die ganze dänische Zuhörerschaft sprang auf und sang spontan die norwegische National-hymne. Dieser Tag der Versöhnung des Verhältnisses von Norwegen und Dänemark war möglich geworden, weil im Leben eines einzelnen Menschen eine tiefgreifende Änderung eingetreten war.
Im Jahre 1940 wurde Fredrik Ramm wegen seines Widerstandes gegen die deutsche Okkupation verhaftet. Man bot ihm ”goldene Freiheit”, wenn er seine religiöse Überzeugung aufgebe. Er weigerte sich, das zu tun. Die Gestapo verurteilte ihn zum Tode. Seine Hinrichtung wurde verschoben; er kam in ein Konzentrationslager bei Hamburg. Dort blieb er aufrecht in seiner Haltung, aber seine Gesundheit wurde zerstört. Als er dem Tode nahe war, wollte man ihn in die Heimat zurücktransportieren. Er erreichte die dänische Grenze und kam noch bis Odense, der Stadt, in der er sich mit den Dänen versöhnt hatte. Dort starb er. Ein Däne, der kurz vor seinem Tode bei ihm war, berichtete von seinen letzten Gedanken und Wünschen: Fredrik Ramm bat die Anwesenden, Deutschland zu verzeihen und es zu lieben. Ohne Groll, ohne Entrüstung schloss er die Augen. Wir alle wissen, dass solch eine Haltung nicht selbstverständlich ist. Sie ist die Auswirkung der Verwandlung des Herzens, die wir durch Jesus Christus erfahren können.

Der Evangeliums Bote I. Quartal 2011

Auszug:

Umsonst

Es war an einem bitterkalten Tag zur Zeit der großen Arbeitslosigkeit. Endlich hatte ich mein Ziel, eine schmutzige Straße im Norden Berlins, erreicht. Als ich um die Ecke bog, kam mir ein Mann entgegen, der einen Korb mit Heringen trug. Laut rief er: “Heringe, drei Stück für 30 Pfennige! Salzheringe, gut und billig!” So lief er die Straße entlang, kehrte am anderen Ende wieder um und kam langsam zurück zu der Ecke, an der ich stand. Eine Weile sah er mich an, dann überwand er sich und fragte: “Was sagen Sie zu diesen Heringen, mein Herr? Glauben Sie, dass sie gut sind? Und billig sind sie doch auch, nicht wahr?” – “Ja”, gab ich ihm recht, “sie sind gut und preiswert.” – “Aber warum kann ich sie dann nicht loswerden? Nun bin ich eineinhalb Stunden bis in diese elende Gegend gelaufen, und keiner kauft mir etwas ab!”- “Diese Leute sind in einer Notlage. Sie haben keine Arbeit. In dieser Gegend gibt es Häuser, in denen kein Pfennig zu holen ist.” – “Ich wusste, dass die Leute hier arm sind, aber ich dachte, drei Stück für 30 Pfennige, das würde sie locken. Freilich, wenn sie nicht einmal so viel haben, können sie es auch nicht ausgeben. Ich glaubte, dadurch, dass ich sie billig verkaufe, könnte ich den Leuten etwas Gutes tun und dabei selbst noch eine Kleinigkeit verdienen. Aber damit ist es wohl nichts.” – “Wie viel wollen Sie für das Ganze haben?”, fragte ich ihn. Zuerst ein forschender Blick zu mir, eine kurze Musterung seiner Ware, eine schnelle Berechnung, und schließlich sagte er: “Gut, dann verlange ich neun Mark.“ – “In Ordnung”, erwiderte ich, “hier haben Sie Ihre neun Mark, und die Fische, die können Sie gleich behalten!” – “Aber was soll ich damit tun?”, fragte er. – “Gehen Sie um die Ecke und schreien Sie ‘Heringe umsonst!’ Geben Sie jedem, der vorbeikommt, drei Heringe, bis der Korb leer ist!”
Der kleine Händler bog auch schon in die Nebenstraße ein, wobei er aus voller Kehle rief: “Heringe umsonst, gute Salzheringe umsonst!”
Ich selbst blieb an meiner Ecke stehen und beobachtete von dort, wie sich der Mann bemühte, seine Ware loszuwerden. Beim ersten Haus angelangt, zeigte sich eine große, hagere Frau am Fenster. “Hallo”, rief der Händler laut, “Heringe umsonst! Eine gute Gelegenheit – greifen Sie zu!” Aber die Frau schüttelte ungläubig den Kopf und verließ das Fenster. – “Wie dumm”, kommentierte er, und rief wieder: “Heringe umsonst!” Dann kam ein kleines Mädchen heraus und sah ihn neugierig an. “Hier, Kleine, nimm die Heringe für deine Mutter mit! Sag ihr, dass sie dich keinen Pfennig gekostet haben. – Heringe umsonst!” Aber die Kleine fürchtete sich vor dem Mann und rannte ins Haus zurück.
So wanderte der Verkäufer die schmutzige Straße hinunter und rief immerfort, so laut er konnte: “Heringe umsonst!” Als er am Ende der Straße angelangt war, kehrte er um und alles wiederholte sich mit dem gleichen Ergebnis. Niemand wollte die Heringe haben.
Als er mit seinem vollen Korb wieder neben mir stand, wollte er wissen: “Was soll ich mit den Heringen machen, wenn die Leute sie nicht haben wollen?” –
“Wir werden es noch einmal zusammen versuchen”, antwortete ich, “ich komme mit Ihnen, und wir bieten sie gemeinsam an.” So gingen wir dann los und riefen abwechselnd: “Heringe umsonst! Wer will Heringe zum Abendbrot haben?” Kaum hatten die Leute meine vertraute Stimme erkannt, kamen sie in Scharen aus den Hauseingängen. Alle drängten sich herbei, um Heringe zu bekommen. Im Nu waren wir alle Fische los. Als der Korb leer war, war die hungrige Menge, die keine bekommen hatte, größer als die Zahl derer, die fröhlich heim gingen. Sie hatten sich zu spät entschlossen. Allen voran unter den Enttäuschten empörte sich die hagere Frau, die am Fenster gestanden hatte: “Warum habe ich keine bekommen? Bin ich nicht ebenso gut wie die anderen?”
Du lächelst vielleicht über diese Begebenheit, die sich genauso zugetragen hat, wie ich sie erzählt habe. Aber, geht es dir eventuell ähnlich wie diesen Leuten? Durch ihren Unglauben verscherzten sie sich nur ein kostenloses Abendessen. Was aber entgeht dir, wenn du Gott nicht glaubst? Gott hat dir schon so manche Gelegenheit gegeben, hat dir Seinen Sohn gesandt, um dir “umsonst” Vergebung anzubieten, Frieden und ewiges Heil”- “Rettung umsonst!” – Und was hast du Ihm geantwortet? Hast du dich in verächtlichem Unglauben abgewandt wie jene Frau? Gott spricht: “Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld … Hört doch auf Mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben. Neigt eure Ohren her und kommt her zu Mir! Höret, so werdet ihr leben!”
“Rettung umsonst!” – Was wird deine Antwort sein?