Die weggeworfene Bibel

Die Bibel auf den Gleisen

„Wirf das Ding zum Fenster hinaus!“

Soldaten können sich meistens gut unterhalten und haben großen Spaß an Scherzen, über die man lachen kann, besonders, wenn sie in der Bahn fahren. In einer Abteilecke saß ein junger Rekrut und las in seiner Taschenbibel. „Wir wollen uns mit dem frommen Knäbchen mal einen Spaß erlauben und werfen die Bibel aus dem Fenster.“

Es war das Werk einer Sekunde, da lag die Bibel zwischen den Gleisen. War der junge Soldat böse? Nein, er hatte einen Meister, der gesagt hat: „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“ (Matth. 11,29). Er war traurig, aber er schwieg.

Ein paar Tage später bekam unser junger Freund mit der Post ein Päckchen, in welchem seine Bibel war. Dabei lag ein interessanter Brief. Ein Gleisarbeiter, der in jener Gegend beschäftigt war, hatte die Bibel gefunden und durch sie die Stimme Gottes gehört. Er hatte bis dahin große Angst wegen seiner Sünden, aber durch das Lesen der Heiligen Schrift war er in Wahrheit dem Heiland begegnet.

Nun verstand der Soldat, warum er seine Bibel ein paar Tage hatte entbehren müssen und auch, dass der Teufel wieder eine Niederlage erlitten hatte. Gott wacht über seinem Wort. Achte darauf, was er dir zu sagen hat, wenn er zu dir spricht.

Besondere Waffen

Mit schussbereiten Waffen näherte sich der amerikanische Spähtrupp im 2. Weltkrieg dem Dorf. Die Vorsicht war angebracht, denn hier, auf der Insel Okinawa, leisteten die Japaner besonders erbitterten Widerstand. „Sieht nach einer Falle aus!“, knurrte der Leutnant. „Beim geringsten Zeichen sofort schießen!“ Seine Männer nickten.

Als sie bis zum Dorfeingang vorstießen, blieben sie plötzlich wie angewurzelt stehen. Da standen zwei alte Männer und verbeugten sich tief vor den Soldaten. Einer, er hatte ein Buch in der Hand, begann rasch auf den Offizier einzureden – japanisch.

Der Leutnant winkte dem Dolmetscher: „Frag die Leute, was das bedeuten soll!“ Der Dolmetscher hörte aufmerksam zu, dann breitete sich ein ungläubiges Lächeln über sein Gesicht. „Sie sagen, sie heißen uns in Schimabuku in Christi Namen als ihre Brüder willkommen. Was der Alte da in der Hand hält, das ist eine Bibel. – Mensch, so etwas ist mir mein Lebtag noch nicht vorgekommen.“

„Sag ihnen, sie sollen uns durch ihr Dorf führen.“ Die Soldaten trauten dem Frieden noch nicht ganz. Aber voller Stolz führten die beiden Männer die Amerikaner durch das Dorf, zeigten ihnen die netten Häuser, die sauberen Wege, die Kornspeicher und die fruchtbaren Felder. Die Soldaten konnten sich nicht genug verwundern. Sie hatten schon manches Dorf auf Okinawa gesehen, aber die hatten alle anders ausgeschaut. Ein wahres Schmuckstück war dieses Schimabuku!

„Wir haben erst einen Amerikaner kennengelernt“, erzählten die Männer. „Das war ein Missionar, der vor vielen Jahren bei uns war. Als er uns verließ, hat er uns dieses Buch hinterlassen!“ Sie wiesen auf die Bibel. „Seither sind wir nicht mehr mit fremden Christen zusammengekommen, aber wir haben uns bemüht, nach den Anweisungen dieses Buches zu leben.“

Sie hatten die Bibel sorgfältig gelesen und sich danach ihre Gemeinschaft aufgebaut. Die Bibel erfüllte das ganze Leben. In der Schule war es das Lesebuch, für den Bürgermeister war es das Gesetzbuch, nach dem er Streitfälle in der Gemeinde schlichtete. Der Erfolg war deutlich zu sehen. In Schimabuku gab es kein Gefängnis, Trunkenheit und rohe Vergnügungen waren unbekannt. Die Einwohner waren wohlhabend, gesund und zufrieden.

Verlegen starrten die Soldaten auf ihre Gewehre, die ihnen mit einem Mal auf dieser Insel des Friedens unnötig und überflüssig erschienen. „Das haben Leute zustande gebracht, die nach der Bibel leben“, murmelte einer vor sich hin. „Ich glaube, wir haben die falschen Waffen.“