Evangeliums Bote 2014 Nr. 48

Auszug:

Die Bibel als Medizin

Vor Jahren suchte eine Dame, die diese Begebenheit selber erzählt hat, einen Arzt auf, um sich untersuchen zu lassen. Sie war eine sehr nervöse Frau. Ihre vielen Beschwerden hatten sie so sehr beunruhigt und durcheinander gebracht, dass ihre physischen Kräfte dem Zusammenbruch nahe waren und man selbst um ihren Verstand fürchten musste. Sie legte dem Doktor eine ganze Liste von Krankheiten vor und beantwortete seine Fragen. Aber wie erstaunt war sie, als er ihr schließlich nur das einfache Rezept verschrieb: “Meine Dame, Sie haben nötig, Ihre Bibel mehr zu lesen!”
“Aber, Herr Doktor . . . !” rief die verblüffte Patientin erstaunt.
“Gehen Sie heim und lesen Sie Ihre Bibel jeden Tag eine Stunde lang”, unterbrach sie der große Mann mit freundlicher Bestimmtheit, „und dann kommen Sie nach einem Monat wieder zu mir in die Sprechstunde.“ Ohne weitere Erklärungen führte er sie hinaus und gab ihr gar keine Möglichkeit zu weiteren Einwendungen.
Zuerst wollte die Patientin ärgerlich werden. Dann aber besann sie sich eines Besseren und sagte sich: „Das Rezept ist ja eigentlich ganz einfach und kostet nicht viel.“ Übrigens war es tatsächlich schon lange her, dass sie die Bibel regelmäßig gelesen hatte, so musste sie im Stillen bekennen, und das Gewissen machte ihr Vorwürfe. Weltliche Dinge hatten Gebet und Bibellesen schon seit Jahren verdrängt, und obwohl sie es sich verboten hätte, eine unreligiöse Frau genannt zu werden, so war sie doch zweifellos eine ganz gleichgültige Christin geworden.
Sie ging heim und nahm sich vor, des Arztes Anweisung treu zu befolgen. Einen Monat später suchte sie ihn wieder auf. “Nun”, lächelte er sie freundlich an, “ich sehe, Sie sind eine gehorsame Patientin und haben mein Rezept treu befolgt. Glauben Sie, dass Sie jetzt noch eine andere Medizin brauchen?”
“Nein, Herr Doktor, jetzt nicht mehr”, bekannte sie aufrichtig, “ich fühle mich wie umgewandelt und hoffe auch, ein anderer Mensch geworden zu sein. Aber wieso wussten Sie, dass ich gerade das brauchte?”
Statt einer Antwort zeigte der berühmte Arzt zunächst auf seinen Schreibtisch. Da lag, viel gebraucht und abgenutzt, seine offene Bibel. “Meine Dame”, fügte er dann mit tiefem Ernst hinzu, “wenn ich das tägliche Lesen dieses Buches vernachlässigte, verlöre ich die Quelle meiner Kraft und Geschicklichkeit. Ich gehe nie zu einer Operation, ohne zuvor in der Bibel zu lesen, und ich beschäftige mich nie mit einem schwierigen Fall, ohne in diesem Buch innere Hilfe gefunden zu haben. Ihr Fall erforderte keine medizinische Behandlung. Sie hatten nötig, mit der Quelle des Friedens und der Kraft, die außerhalb ihres eigenen Geistes fließt, in Verbindung zu kommen, und ich zeigte Ihnen mein eigenes Rezept. Ich wusste,  dass es helfen würde.”
“Aber jetzt muss ich Ihnen bekennen, Herr Doktor”, warf die Patientin ein, “ich bin nahe daran gewesen, Ihr  Rezept nicht zu befolgen.” “Ja, leider gibt es viele, die meinen Rat nicht annehmen”, antwortete der Arzt, wiederum lächelnd. “Aber in meiner Praxis gab es schon viele, viele Menschen, bei denen das Mittel Wunder gewirkt hätte, wenn sie es nur gebraucht hätten.”
Das ist eine wahre Geschichte. Der Arzt ist gestorben, aber sein Rezept bleibt gültig. Jedem von uns wird es nützlich sein. Willst du es nicht versuchen?